In Al-Ula und Umgebung gibt es zahlreiche von Menschenhand aus dem Stein gemeißelte historische Stätten, unzählige in Stein gearbeitete Schriften sowie bis heute erhaltene antike Ruinen. Ab dem 2. Jh. v. Chr. wurde das Gebiet von den Nabatäern beherrscht. Diese bauten heilige Einrichtungen und ganze Städte in die Felsen. Ein architektonisches Meisterwerk sind die Felsengräber von Hegra. Dieses erste UNESCO-Weltkulturerbe Saudi Arabiens liegt weniger als 22 km von AlUla entfernt, in einem wunderschönen, von zerklüfteten Wüstenschluchten umgebenen Gebiet. Mehr als 110 Gräber sind in mehrere Sandsteinfelsen eingearbeitet, ein bedeutendes Zeugnis vorarabischer Zivilisation.
Blick auf das Ithlib Gebirge
Hegra liegt auf einer Wüstenebene am Rande des Ithlib Gebirges, ganz im Kontrast zu der in einer Schlucht errichteten Hauptstadt Petra in Jordanien. Von den Strukturen der Stadt Hegra selbst gibt es quasi keine Überreste, waren die irdischen Häuser doch lediglich aus Lehm gebaut. Mehr Stellenwert hatte das Leben nach dem Tod und so verwundert es nicht, dass die eindrucksvollen, in den Fels gehauenen Bauten keine Wohngebäude, sondern Gräber waren.
Felsengräber in Hegra
Eine Besichtigung dieses weitläufigen Areals ist ausschließlich im Rahmen einer gebuchten Führung möglich. Diese kann beim Visitor Center am Winterpark oder über die Webseite von Experience Al-Ula für 95 SAR (etwa 25 Euro) gebucht werden. Hierfür sollte man 3 Stunden Zeit einplanen, einschließlich der etwa halbstündigen Busfahrt hin und zurück ab Winterpark. Die Tour vor Ort mit englischsprachigem Guide dauert knapp 2 Stunden. Angesteuert werden derzeit vier Standorte, weitere Standorte standen bei unserem Besuch kurz vor der Eröffnung.
Einblick in eines der Gräber
Für etwa 250,- Euro pro Fahrzeug kann man auch private Touren im Original-Landrover buchen.
Unsere streng muslimisch gekleidete Reiseführerin mit bedecktem Gesicht und sogar Handschuhen spricht sehr gutes Englisch und erzählt mit viel Begeisterung von der Geschichte und den aktuellen Entwicklungen in Hegra. Das ganze Areal wird nach und nach erforscht und weiter freigelegt. Im Jahr 2015 wurde das Grab einer Frau namens Hinat entdeckt, ihr Kopf wurde rekonstruiert und ist im Museum zu sehen (s. Foto oben).
"Das ist das Grab, das Hinat, die Tochter von Wahbu, für sich selbst und ihre Kinder und Nachkommen errichtet hat", steht auf der Inschrift über dem Mausoleum. Dort wurden 78 Individuen entdeckt, darunter auch das Skelett der Hinat. Die Inschrift verrät außerdem, dass Frauen im nabatäischen Hegra das Recht hatten, zu erben, zu besitzen und über Grundstücke zu verfügen - und das Geld, um ihre monumentalen Gräber in Auftrag zu geben.
Das unfertige Qasr Al-Farid
Insgesamt gibt es in Hegra über 110 solcher Felsengräber, bei denen immer mehrere Grabnischen in einen Fels gearbeitet wurden. Anders ist dies bei dem Grab von Qasr Al-Farid, welches in einen alleinstehenden Felsen gehauen wurde und so besonders heraussticht. Mit einer Höhe von 21 Metern ist es das höchste Grab in Hegra und ein Wahrzeichen, das einem den Atem raubt. Das teilweise von Felsen umgebene, unvollendete Grabmal zeigt nicht nur die Fähigkeiten der nabatäischen Baumeister, sondern auch das epische Ausmaß der Aufgabe, der sie sich gestellt haben. |
Ein beeindruckendes Beispiel architektonischer Kunst ist die idyllisch in der Wüste gelegene Maraya Concert Hall. Maraya ist das arabische Wort für Spiegel. Mit einer vollständig reflektierenden Oberfläche ermöglicht das Bauwerk den Besuchern, alle Facetten der umliegenden Wüste zu genießen. Die Weite der Halle wird durch die atemberaubende Weite der umliegenden Landschaft inspiriert.
Das deutsch-italienische Architektur- und Design-Team von Gió Forma hat hiermit ein architektonisches Meisterwerk platziert.
Die Maraya Concert Hall beeindruckt mit einer Spiegelfassade, die insgesamt 9.740 Quadratmeter umfasst. Damit ist die Konzerthalle laut Guinness World Records das größte spiegelverkleidete Gebäude der Welt.
Beeindruckend ist aber auch das mehr als 800 Quadratmeter große auffahrbare Fenster. Es befindet sich auf der Rückseite des 26 Meter hohen Theaters und ermöglicht einen atemberaubenden Ausblick auf die umliegende Landschaft.
Tolle Fotos aus jeder Perspektive
Die Kommunikation zwischen Architektur, Menschen und umgebender Natur ist der Grundstein für die gigantische Spiegelvision, betonen die Architekten bewusst: „Die Halle spiegelt die Schönheit der umliegenden Landschaft wider. Sie verbindet alle Eindrücke zu einer Einheit mit der Umgebung“.
Zufahrt zur Maraya Concert Hall.
Konzerte finden leider nur selten statt. Im Rahmen einer Führung kann man die Konzerthalle von innen besuchen, aber nachdem wir bei der Touristeninformation ausführlich Bilder des Saals gesehen haben, entschieden wir uns dagegen. Auf der Webpage MarayaAlUla können Events nachgeschaut werden, zudem ist eine virtuelle Besichtigung der Innenräume möglich. Das ist wirklich sehr gut gemacht.
Der Eintritt zum Areal der Konzerthalle ist (noch) kostenfrei.
Der Elephant Rock, auf arabisch Jabal-Al´fil, ist ein weiteres Highlight der Region Al-Ula. Aus der Ferne betrachtet, wirkt dieser Felsen wie ein Elefant mit bodengebundenem Rüssel oder erinnert ein wenig an den Ottifanten von Otto.
Mit einer Höhe von 52 Metern ragt der Felsriese drei Stockwerke hoch in den arabischen Himmel. Empfehlenswert ist es, hierher am frühen Abend zu kommen für den Sonnenuntergang mit seinem magischen Licht, um dann den Abend in einer der zahlreichen in den Boden eingelassenen, gemütlichen Sitzgelegenheiten bei einer Shisha ausklingen zu lassen. Getränke, Burger und Snacks sind im Café bzw. Burger Restaurant ab 16 Uhr erhältlich. Zutritt ist (noch) kostenfrei.
Etwa eine halbe Stunde vom Stadtzentrum entfernt liegt auf einem Felsplateau auf gut 1200 Meter Höhe der Harrat Viewpoint mit einem tollen Aussichtspunkt über das gesamte Tal. Die Oasenstadt Al-Ula zeigt sich hier mit ihren vielen Dattelpalmen inmitten der kargen Felsenlandschaft. Ab 14 Uhr öffnet das kulinarisch hochwertige Restaurant samt der Bar. Loungemusik und gemütliche Sitzbereiche runden das Ambiente perfekt ab.
Aufgrund der Höhenlage weht schon mal eine kühle Brise, aber das Restaurant kam direkt mit einem gefütterten, stilecht arabischen Mantel. Toller Service.
Dies ist auf jeden Fall ein lohnenswerter Abstecher, auch wenn die serpentinenreiche, steile, aber gut aspahaltierte Straße dem Mietwagen einiges abverlangt.
Perfekt zum Frühstücken liegt versteckt hinter einem Felsspalt ein niedliches Kleinod, das Shalal Café (geöffnet von 8 bis 22 Uhr).
Serviert wird typisch arabisches Frühstück mit Fladenbrot, Kichererbsenmus, Ziegenkäse, Oliven etc. Allein die Zuwegung ist ein kleines Abenteuer durch niedrige Höhlen und schmale Felsspalte hindurch. شهية طيبة
Bestellt wird hier und serviert am Tisch.
Die Altstadt Al-Ulas bestand aus etwa 900 Häusern, welche vom 12. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts bewohnt waren. In vielen Städten in Saudi-Arabien wurden diese alten Lehmhäuser abgerissen, um dort neue, moderne Gebäude zu errichten. In Al-Ula blieben sie verschont, auch wenn sie in einem desolaten Zustand sind. Nach und nach werden Abschnitte liebevoll restauriert und sind für Touristen zugänglich. Einen guten Überblick über dieses weitverzweigte Labyrinth an Häusern hat man von der Festung aus (Al-Ula Fort), welches von 8 bis 17:30 Uhr geöffnet hat. Der Eintritt ist kostenfrei.
Von der Festung aus hat man einen guten Blick über die Altstadt.
Die kleinen Häuser waren zweistöckig. Im unteren Bereich befanden sich die Lagerräume für Lebensmittel sowie ein Empfangsbereich für Gäste, oben wurde gekocht und geschlafen.
Im gesamten Altstadtbereich finden sich viele lokale Shops sowie gemütliche Cafés und Restaurants. Der ideale Ort, um den Abend ausklingen zu lassen.
Die Übernachtungen in Al-Ula sind vorwiegend im hochpreisigen Segment ganz für den Tourismus ausgelegt, von mehreren hundert Euro bis hin zum vierstelligen Betrag pro Übernachtung. Diese Resorts sind allerdings auch wunderschön gelegen umgeben von Felsen und mit atemberaubenden Pool-Landschaften. Einige dieser Resorts warten zeitweise mit Spitzenköchen auf.
Über booking.com werden aber auch von Einheimischen solide Übernachtungen zu guten Preisen angeboten (ca. 120,- Euro pro Nacht).