Jeddah, die Hafen- und Handelsmetropole mit 3 Mio. Einwohnern am Roten Meer, gilt als besonders weltoffen, kommen doch seit jeher Reisende aus aller Welt in diese Stadt, die auch das Eingangstor für Mekka- und Medina-Pilger ist.
Pilger bei ihrer Ankunft am Flughafen in Jeddah
"Ich sehe dich, aber du mich nicht." hört man eine Frauenstimme in einem der Häuser sagen und kann sie dennoch nirgends ausmachen. Auf diesem Prinzip basiert die besondere Architektur der Roshan-Turmhäuser in al-Balad, dem historischen Kern der Hafenstadt, die seit 2014 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Die mehrere Stockwerke hohen, mit schweren Teakholztüren versehenen Korallenkalksteingebäude, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, fallen einem besonders wegen ihrer wunderschönen mit Fensterläden verzierten, farbigen Holzbalkone auf. Durch deren ornamentale, gitterähnliche Schnitzereien war es den Frauen von ihren Privatwohnungen aus möglich, unverschleiert das öffentliche Leben von ihrem Haus zu verfolgen, ohne selbt von draußen gesehen zu werden. |
Obendrein sorgten die geschmackvoll gestalteten Fenster für eine natürliche Belüftung in dem extrem heißen und feuchten Klima. Wir haben Januar und die Temperaturen liegen bei über 30°C, abends kühlt es nur geringfügig ab.
Aktuell wird der historische Kern von Jeddah gerade für den Tourismus aufgehübscht. Die gesamte Straßen- und Wegeinfrastruktur ist bereits fertiggestellt. Einheimische wohnen hier kaum noch, denn die Häuser werden nach und nach in Museen, Kunstgalerien oder Cafés umgewandelt. Überall im Altstadtkern finden sich gemütliche Sitzgelegenheiten und unscheinbare Gastarbeiter aus Indien, Bangladesh oder Pakistan sorgen wie fleißige Lemminge, dass alles sauber bleibt.
Entspanntes Treiben in der Innenstadt
Angeboten wird meist nur Fast Food, schöne Restaurants sucht man hier vergebens.
Lebendig zeigt sich auch Jeddahs endlose Uferpromenade mit immerhin fast 4 Kilometer Länge. Insbesonere Freitags kommt die ganze Stadt hier zusammen zum Picknicken, Flanieren oder Eis essen, dies mit Blick auf die 312 Meter hohe König-Fahd-Fontäne - die höchste der Welt.
Corniche von Jeddah
In Saudi-Arabien ist gerade Vieles im Umbruch. Auch die Kleidervorschriften: Frauen müssten nicht unbedingt die schwarze Abaya tragen, heißt es. Der Gesichtsschleier ist sowieso keine Pflicht. Trotzdem sind viele saudische Frauen noch so unterwegs. Lange Jahre war es in Saudi-Arabien für Frauen Pflicht, einen schwarzen Umhang, die Abaya, und ein Kopftuch zu tragen. Doch das ändert sich langsam, nicht nur nachdem Kronprinz Mohammed bin Salman in einem Interview darüber gesprochen hat. Auch die Religionspolizei, die früher Frauen auf der Straße maßregelte, wenn ihr Aussehen nicht den Kleidungsvorschriften entsprach, wurde in den vergangenen Jahren weitgehend entmachtet.
Kronprinz Mohammed bin Salman setzt zudem darauf, Frauen auf den Arbeitsmarkt zu bringen. Dafür schafft er viele der Einschränkungen ab, die besonders seit 1979 im Königreich vorherrschten. Während unserer einwöchigen Tour durch Saudi Arabien haben wir insbesondere im Tourismusbereich viele weiblich arbeitende Saudis angetroffen, sei es in der Touristeninformation oder auch als Reiseführer bei Sehenswürdigkeiten. Lediglich das Segment Restaurant, Küche und Bedienung ist noch immer komplett den Männern vorbehalten. Unser Eindruck war, dass ein Großteil der Frauen noch vollverschleiert trägt. Lediglich die jungen Frauen sind selbstbewusster und verhüllen ihr Gesicht zunehmend weniger. So eine Veränderung braucht vemutlich seine Zeit. |